Gegen das Vergessen“ – Marienschule übernimmt Patenschaft für zwei Stolpersteine

/ Mai 13, 2022

Das Schuljahr 2021/22 an der Marienschule in Offenbach steht unter dem Motto „Gemeinsam gegen Antisemitismus“. In diesem Zusammenhang hat die Marienschule die Patenschaft für die Stolpersteine in Erinnerung an das Ehepaar Heinrich und Regina Lichtenstein übernommen. Das Projekt Stolpersteine wird in Offenbach von der Geschichtswerkstatt Offenbach organisiert. Im Beisein einiger VertreterInnen der Marienschule wurden die beiden Stolpersteine für Heinrich Lichtenstein und Regina Lichtenstein am Vormittag des 12. Mai 2022 in der Hermannstr. 35, vor dem letzten selbstgewählten Wohnhaus des Ehepaares, von Gunter Demnig, dem Initiator des Projekts, persönlich in den Gehweg eingelassen.

Das Ehepaar Heinrich und Regina Lichtenstein

Heinrich Lichtenstein wurde am 15. Dezember 1889 in Oberwesel am Rhein geboren. Seine Frau Regina kam am 16. August 1892 in Grebenau zur Welt, wo sich die beiden auch kennenlernten und im Jahr 1920 heirateten. Ende 1929 kamen die beiden nach Offenbach, wo Heinrich Lichtenstein eine Stelle als Lehrer an der Volksschule antrat. Sie zogen in den gerade fertig gestellten neuen Wohnblock in der Hermannstr. 35. Nach der Entlassung aus dem Staatsdienst auf der Grundlage des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im Jahr 1933 arbeitete Heinrich Lichtenstein maßgeblich am Aufbau der Jüdischen Schule in Offenbach mit, an der er bis zu seiner Auswanderung aus Deutschland als Lehrer gearbeitet hat. Zudem war er ein geschätztes Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Offenbach. Unter anderem übernahm er die Leitung des Jüdischen Jugendbundes Offenbach und arbeitete bis zu seinem Weggang aus Offenbach mit hohem Einsatz in der Beratungsstelle für entlassene Juden. In dieser Funktion half er Bedürftigen Juden bei der Arbeitssuche und auch bei den Vorbereitungen für Auswanderungen. Nachdem er am 10. November 1938 die Zerstörung der Synagoge und der angegliederten Jüdischen Schule miterlebte, wurde er noch am selben Tag verhaftet und am nächsten Tag gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Seine Frau Regina unternahm in dieser Zeit alles ihr mögliche, damit Heinrich so schnell es geht wieder entlassen wird. Nach seiner Rückkehr nach Offenbach am 6. Dezember 1938 konzentrierten sich Regina und Heinrich Lichtenstein auf ihre Auswanderung. Nebenbei übernahm Heinrich Lichtenstein sofort wieder seine Aufgaben in der Jüdischen Gemeinde, übernahm nach deren Auswanderungen aus Deutschland auch die Funktionen des Rabbiners und des Kantors und arbeitete auch wieder an der Jüdischen Schule. Am 20. Juli 1939 emigrierten Heinrich und Regina Lichtenstein zunächst nach London und gingen wahrscheinlich Anfang der 1940er Jahre in die USA, wo Heinrich Lichtenstein 1961 und seine Frau Regina 1974 starben.

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